1. Bei Wahlen sprechen Kandidierende oft davon, wie sie die Attraktivität der Gemeinde steigern möchten, was würdest Du dafür unternehmen?
Manuela Schällibaum

Die Verbesserung der Attraktivität unserer Gemeinde muss ein kontinuierlicher Prozess sein, der eine enge Zusammenarbeit zwischen der Gemeindeverwaltung, den Einwohnerinnen und Einwohnern und anderen Akteuren fördert. Für den Erfolg braucht es eine klare Vision, strategische Planung und die Fähigkeit, flexibel auf sich ändernde Bedürfnisse und Herausforderungen zu reagieren. Dabei gilt es sicherlich auch die Zusammenarbeit mit benachbarten Gemeinden und Organisationen zu prüfen, um Ressourcen effektiv zu nutzen, gemeinsame Projekte zu realisieren und Synergien zu schaffen. Eine Gemeinde ist letztendlich nur so attraktiv wie die Summe ihrer Angebote und Dienstleistungen, die auf die vielfältigen Bedürfnisse und Wünsche ihrer Einwohnerinnen und Einwohner zugeschnitten sind, sowie die Fähigkeit ihrer Bewohnerinnen und Bewohner, sich aktiv an der Gestaltung des Gemeinschaftslebens zu beteiligen.

Thomas Persson

Gelterkinden ist bereits ein sehr attraktives Zuhause. Wäre dem nicht so, wäre unsere Gemeinde wohl auch nicht mehr so gross ;-).

Halten wir einmal fest: Wir haben ein sehr gut ausgebautes Schulsystem, mit welchem wir so ziemlich alle Bedürfnisse abdecken. Die Gemeinde fördert, unterstützt und ermöglicht ein enorm grosses kulturelles und freizeitgestaltendes Angebot für Jung und Alt. Unser Sozialwesen ist professionell aufgestellt und organisiert. Unsere ÖV-Anbindung ist gut und wird in naher Zukunft mit einem weiteren Schnellzughalt ausgebaut. Wir haben Spielgruppen, KITAs, Mittagstische, wir sind Mitglied beim VTOB (Verein Tageseltern Oberes Baselbiet), haben gute Einkaufmöglichkeiten, einige Angebote für unsere ältere Bevölkerung und noch vieles mehr, was in Gelterkinden geboten wird. Wie kann man also sagen Gelterkinden sei unattraktiv?

Unsere wesentlichen Handlungsbedarfe bestehen hauptsächlich beim Verkehr, bei den Finanzen und bei unseren Liegenschaften. Kriegen wir die Finanzen in den Griff, lösen sich andere Themen wohl fast wie von selbst.

Um zurück zur Frage zu kommen: Ich setze mich dafür ein, dass wir unsere Finanzen mit den richtigen Massnahmen in den Griff bekommen

Sonia Gubitoso

Um die Attraktivität unserer Gemeinde zu steigern, sollten wir gezielt einen ausgewogenen Bevölkerungsmix fördern und die Schaffung hochwertiger Quartiere vorantreiben. Zusätzlich ist es wichtig, unsere Gemeinde als attraktiven Standort für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu positionieren. Hierfür sollten geeigneten Gewerbeflächen mit guten Verkehrsverbindungen zur Verfügung gestellt werden. 

Alain Bruggisser

Gelterkinden ist jetzt schon eine attraktive Gemeinde, die fast alles zu bieten hat. Wir müssen dafür sorgen, dass die bestehenden Infrastrukturen erhalten bleiben. Es gibt noch Potential bei der Bau- und Zonenplanung. So sollte man Firmen helfen, einen Platz für ihre Infrastruktur zu finden und guten Steuerzahlern die Möglichkeit geben, eine Bauparzelle oder Liegenschaft zu kaufen, welche attraktiv ist. So kann Gelterkinden auch als Domizil für neue Firmen und Gutverdienende attraktiv werden. 


2. Was sind aus Deiner Sicht die drängendsten Probleme der Gemeinde Gelterkinden?
Manuela Schällibaum

Es ist von zentraler Bedeutung, dass wir die Finanzen unserer Gemeinde wieder ins Lot bringen. Ohne genügend finanzielle Ressourcen droht eine Kettenreaktion hin zu weiteren Problemen. Setzt sich der Negativtrend fort, würden wir beispielsweise riskieren, dass Dienstleistungen reduziert oder eingestellt und sinnvolle Infrastrukturprojekte verschoben oder gestrichen werden müssen, was ein Rückgang der Lebensqualität bedeuten könnte. Auch die Verkehrsüberlastung auf den Strassen durch Gelterkinden muss dringend angegangen werden. Die Gemeinde ist gefordert, notwendige Massnahmen zu ergreifen, dies kann sie aber nicht ausnahmslos alleine tun; die «von-oben-herab-Politik» muss gestoppt werden! Deshalb müssen die Gemeinden vermehrt den Dialog mit kantonalen Akteuren suchen und Lösungen finden.  

Thomas Persson

1. Die Verkehrslage spitzt sich mehr und mehr zu. Das Problem ist aber nicht ein «Gelterkinder-Problem», sondern ergibt sich auf Grund der geographischen Lage und somit auf Grund der Tatsache, dass Gelterkinden der Flaschenhals vom oberen Baselbiet ist. D.h. wir müssen mit dem Kanton Lösungen für das obere Baselbiet entwickeln.

2. Die finanzielle Schieflage in der sich Gelterkinden befindet. Wir müssen die Finanzen wieder ins Lot zu bringen. Es ist wichtig, dass das verstanden wird und die richtigen Entscheidungen zur Gesundung unserer Finanzen getroffen werden. Alle sind gefordert ihren Beitrag dazu zu leisten. Aber, die Massnahmen müssen wohl überlegt, richtig und verständlich kommuniziert und über die ganze Bevölkerung verteilt sein.  

Sonia Gubitoso

Das Hauptthema welches uns nun seit einigen Jahren beschäftigt ist das strukturelle Defizit der Gemeinde. Gelterkinden erbringt als Zentrumsgemeinde für die umliegenden Gemeinden wertvolle Dienstleistungen. Es sollten in diesem Zusammenhang vermehrt Kooperationsvereinbarungen mit den Nachbargemeinden ausgehandelt werden, um die Kosten gerechter zu verteilen oder gemeinsame Projekte zur Effizienzsteigerung der Infrastruktur durchzuführen. 

Alain Bruggisser

Die Finanzen wieder ins Lot zu bringen, d.h. auf der Ausgabenseite auf «nice to have» zu verzichten, wirklich nur die nötigen Investitionen zu tätigen und die bestehenden Ressourcen optimal zu nutzen. Auf der Einnahmenseite versuchen, neue Steuerzahler nach Gelterkinden zu holen, z.B. Firmen und gute private Steuerzahler. Aber auch die Infrastruktur nicht verrotten lassen, d.h. wo nötig investieren und sanieren aber nicht übertreiben, d.h. mit den finanziellen Mitteln richtig haushalten.


3. Es herrscht mittlerweile Konsens, dass es zur Gesundung unserer Gemeindefinanzen gute Steuerzahler benötigt. Gleichzeitig werden Stimmen laut, eine Steuererhöhung umzusetzen. Wie ist deine Meinung dazu?
Manuela Schällibaum

Die Gefahr, gute Steuerzahler anziehen und gleichzeitig eine Steuererhöhung umsetzen zu wollen, liegt in einem möglichen Konflikt zwischen genau diesen beiden Zielen. Eine Steuererhöhung macht nur Sinn, wenn sie strategisch geplant, transparent kommuniziert sowie gerechtfertigt ist und sie nicht durch andere Massnahmen verhindert werden kann. Ich sehe in einer Steuererhöhung aktuell lediglich nicht viel mehr als eine kurzfristige Entlastungsmöglichkeit, die mehr Risiken (Abwanderung, verminderte Wettbewerbsfähigkeit) als Chancen birgt. Es ist sinnvoller, alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu prüfen, bevor auf Steuererhöhungen zurückgegriffen wird. Dazu gehören die Effizienzsteigerung in der Verwaltung, die Überprüfung von Ausgabeprioritäten und die Suche nach anderen Einnahmequellen. Selbstverständlich wird die Entscheidung für einen Wohnort von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, der Steuersatz ist dennoch ein wichtiger. Um gute Steuerzahlende zu gewinnen, braucht es eine Gesamtbetrachtung unterschiedlicher Attraktivitätsmerkmale (Wohnraum, Infrastruktur, kulturelle und soziale Einrichtungen, Sicherheit, Umweltbewusstsein, Verkehr, Bürgerbeteiligung). 

Thomas Persson

Mit Steuererhöhungen kann die Einnahmenseite der Gemeinde zwar schnell etwas erhöht werden, auf die Ausgabenseite hat dies jedoch keinen Einfluss. Im Gegenteil: Es besteht die Gefahr, dass dadurch der Fokus, auf der Ausgabenseite Verbesserungen anzustreben, relativiert wird, weil plötzlich wieder mehr Geld zur Verfügung steht. Im Weiteren leisten Steuererhöhungen ja auch nicht wirklich einen Beitrag an eine Attraktivitätssteigerung der Gemeinde, sondern sie verursachen das Gegenteil und können gute Steuerzahler dazu bringen, wegzuziehen.

Eine Steuererhöhung ist für mich erst dann angezeigt, wenn alles, was nicht durch die Gemeinde finanziert werden muss, auch nicht durch die Gemeinde finanziert, sondern mittels anderer Lösungen organisiert und umgesetzt wird. 

Sonia Gubitoso

Ich bin der Meinung, dass Steuererhöhungen als Sanierungsmassnahmen ungeeignet sind. Mit einem Steuerfuss von 59% liegen wir schon jetzt über dem kantonalen Durchschnitt. Bei einer Steuererhöhung riskieren wir für potenzielle Neuzuzüger unattraktiv zu werden. Man sollte andere Möglichkeiten zur Stärkung unserer Gemeindefinanzen prüfen und Massnahmen ergreifen, um zusätzliche Einnahmen zu generieren, die nicht mit Steuererhöhungen verbunden sind. 

Alain Bruggisser

Wir müssen versuchen, neue Firmen und Steuerzahler ins Dorf zu holen. Eine Steuererhöhung sehe ich eher als kontraproduktiv. 1% Erhöhung sind in Franken nicht sehr viel, aber verunsichert die Bevölkerung und macht Gelterkinden unattraktiver.


4. Der Verkehr um und durch Gelterkinden ist seit einigen Jahren ebenfalls auf der Sorgenliste unserer Bevölkerung. Wo siehst Du dringenden Handlungsbedarf?
Manuela Schällibaum

Die zu hohe Verkehrsdichte des Durchgangsverkehrs ist grösstenteils den geographischen Gegebenheiten geschuldet. Während Spitzenzeiten wie morgens und abends, beispielsweise während Pendlerstunden, staut sich der Verkehr durch Gelterkinden. Auch unvorhergesehene Ereignisse wie Unfälle, Strassensperrungen oder extreme Wetterbedingungen können den Verkehr praktisch zum Erliegen bringen. Es braucht die Entwicklung eines langfristigen Verkehrskonzeptes, das auf die Bedürfnisse und das Wachstum der Gemeinde und der Region abgestimmt ist und eine Implementierung von Verkehrsmanagementstrategien, um den Verkehrsfluss zu optimieren und Engpässe zu minimieren. Die zu prüfenden Ansätze sind dem Kanton längst bekannt. Wir sollten uns noch stärker dafür einsetzen, dass die Problematik auf Kantonsstrassen ernst genommen wird und beim Kanton auf eine rasche Lösung drängen. 

Thomas Persson

Gelterkinden ist ein Flaschenhals, was den Durchgangsverkehr angeht. Wir brauchen dringend Lösungen und Unterstützung von regionaler und kantonaler Seite. Ich denke da ist auch der Verein Oberes Baselbiet gefragt.

Sonia Gubitoso

Dringenden Handlungsbedarf sehe ich vor allem im Bereich des öffentlichen Verkehrs. Es ist entscheidend, dass wir nachhaltige Verbesserungen und Ausweitungen vornehmen, indem wir bessere Bahn- und Busverbindungen schaffen. Hierbei ist eine intensive Zusammenarbeit mit dem Kanton vonnöten, um solche Massnahmen erfolgreich umzusetzen. Ausserdem sollten wir spezifische Engpässe in Gelterkinden identifizieren und Lösungen dafür finden. Die Verkehrssituation muss ganzheitlich betrachtet werden, um dieses Problem langfristig lösen zu können. 

Alain Bruggisser

Klar ist, dass sich der Verkehr nicht verhindern oder verringern lässt. Wir müssen versuchen, den Verkehr optimal zu kanalisieren und das geht mit Sicherheit nicht mit Schikanen, Verengungen usw. Das ganze muss als Ganzes angeschaut und geplant werden, dazu gibt es Fachleute, die da mehr Erfahrung haben wie ich.